Mittwoch, 21. Januar 2015, 18.00 Uhr, Plenarsaal des Kammergerichts:
Max Alsberg - Strafverteidiger, Künstler und Wissenschaftler -
Begrüßung durch die Präsidentin des Kammergerichts Monika Nöhre
Vortrag: Prof. Dr. Jürgen Taschke, Frankfurt am Main
Max Alsberg (1877-1933) war eine prägende Gestalt der Justizgeschichte in der Weimarer Republik. Er hat wie kaum ein anderer eine selbstbewusste, engagierte und auf Rechtsstaatlichkeit beharrende Strafverteidigung etabliert, an deren Tradition die Strafverteidigung in der Bundesrepublik Deutschland anknüpfen konnte. Sein Lebensweg steht auch für die Zeitgeschichte des ausgehenden Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Alsburg wurde Opfer der Nationalsozialisten, Opfer des Berufsverbots, mit dem jüdische Juristen 1933 aus ihren Berufen vertrieben wurden. Der Vortrag gibt den Stand der Forschung zu Max Alsberg wieder und befasst sich mit der Rezeption Max Alsbergs in der Bundesrepublik Deutschland.
Das Landesarchiv Berlin und unser Verein laden ein zur Buchpräsentation am 16.4.2015, 18.00 Uhr, Plenarsaal des Kammergerichts:
"Fünf Monate in Berlin": Das Ende des Zweiten Weltkriegs lag noch kein Jahr zurück, als Edgar N. Johnson, Professor für Europäische Geschichte an der University of Nebraska, ins zerbombte Berlin kam, um wichtige Aufgaben für die amerikanische Militärregierung zu übernehmen. Von General Lucius D. Clay, dem stellvertretenden Militärgouverneur, zum Special Assistent ernannt, wurde er gleichzeitig als politischer Berater des amerikanischen Stadtkommandanten von Berliln eingesetzt. Über seine fünf Monate in der alten Reichshauptstadt, seine Begegnungen mit besatzungspolitischen Akteuren und deutschen Persönlichkeiten aus Politik und Kultur, seine Beobachtungen, Gedanken und Einsichten geben die Briefe an Ehefrau Emily und ein von ihm nach seinem Deutschlandaufenthalt verfasster Bericht detailliert Auskunft. Diese Aufzeichnungen eröffnen uns ein vielschichtiges Panorama von Besatzungsalltag und politischem Wiederaufbau in Berlin 1946.
Vortrag mit Fotos: "Edgar N. Johnson - ein Amerikaner im frühen Nachkriegsberlin" Dr. Werner Breunig, MItherausgeber der Edition
Lesung aus dem Buch: Dr. Bryan T. von Swerigen, ehem. Verbindungsoffizier der US-Streitkräfte in Berlin
Festvortrag Prof. Dr. Dr. Oliver Rathkolb, Institut für Zeitgeschichte der Universiät Wien: : "The professors ... have not done so badly in this war" Edgar N. Johnson als politischer Berater der amerikanischen Militärregierung in Berlin
21. April 2015, 18.00 Uhr, Präsidentenwohnung
"Die stillen Helden vom Wedding"
Die Protagonisten in Falladas letztem Roman "Jeder stirbt für sich allein" und ihre historischen Vorbilder
Gestaltung: Kaspar von Erffa, Direktor der Höfischen Festspiele in Potsdam
28. Mai 2015, 18:00 Uhr, Landgericht Berlin, Littenstraße 12-17,10179 Berlin
"Ich bin meiner Ermordung zuvorgekommen" - Präsentation des Lebens von Dr. Robert Michaelis.
Dieser war bis 1933 Richter am Landgericht Berlin in der Littenstraße. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er wegen seiner jüdischen Abstammung aus dem Amt entlassen. Er musste, nachdem er seine Kinder in England in Sicherheit gebracht hatte, emigrieren. Nach Kriegsende kehrte er zu seiner in Deutschland verbliebenen Ehefrau zurück, und er wurde Richter in Hessen. Robert Michaelis ist das literarische Vorbild der Hauptfigur in Ursula Krechels Roman "Landgericht". Das Landgericht hat sich zum Ziel gesetzt, in Gegenüberstellung zur Romanfigur das reale Leben und Wirken des ehemaligen Kollegen zu erforschen und zu dokumentieren. Gemeinsam mit seiner heute in Großbrittanien lebenden Tochter Ruth Barnett geb. Michaelis werden - nach Begrüßung durch die Präsidentin des Kammergerichts Monika Nöhre - die Richterin am Amtsgericht Susan Müller, der Richter am Landgericht Thomas Heymann und der Präsident des Landgerichts Dr. Bernd Pickel die Erkenntnisse des Projekts vorstellen.
Donnerstag, 18. Juni 2015
17.15 Uhr, Saal 449: Mitgliederversammlung
18.00 Uhr, Plenarsaal:
"Nürnberg - Menschenrechtsverbrechen vor Gericht"
Lesung und Diskussion mit dem Autor des gleichnamigen Buches Dr. Thomas Darnstädt
2. Juli 2015, 18.00 Uhr, Plenarsaal des Kammergerichts:
"Die Todesurteile des Kammergerichts 1943-1945"- Zwischenbilanz und Forschungsdefizite Vortrag des Leiters der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Prof. Dr. Johannes Tuchel
Bekannt sind die Todesurteile des "Volksgerichtshofs", die 1944 unter Roland Freisler im Kammergerichtsgebäude gesprochen wurden. Doch in der Geschichte des Kammergerichts selbst zwischen 1933 bis 1945 gibt es noch immer unbekannte oder unbeachtete Ereignisse. Neue Recherchen haben ergeben, dass das Kammergericht zwischen Juli 1943 bis August 1945 mindestens 64 Todesurteile gesprochen hat, von denen bisher erst 35 bekannt waren. Die Todesurteile fielen ausschließlich in politischen Verfahren gegen deutsche und ausländische Gegner des Nationalsozialismus. Das letzte Todesurteil sprach das Kammergericht am 18. April 1945. Nur die militärische Entwicklung, die wenige Tage später zur Kapitulation der deutschen Wehrmacht führte, verhinderte seine Vollstreckung.
Der Vortrag will nachzeichnen, wen das Kammergericht zum Tode verurteilte, welche Taten diesen Menschen vorgeworfen wurden und wie die Todesurteile begründet wurden. Radikalisierte sich die Spruchpraxis des Kammergerichts ab Sommer 1944?
Die vorliegende Zwischenbilanz zeigt aber auch, wo es noch Forschungsdefizite gibt und welche Fragen bis heute nicht geklärt sind. Und sie will zur Beschäftigung mit der Frage anregen, wie das Kammergericht heute mit diesem Teil seiner Geschichte umgehen könnte.
15./16. September 2015, Plenarsaal des Kammergerichts:
Die Nürnberger Gesetze. 80 Jahre danach. Tagung zu Vorgeschichte, Bedeutung und Folgen der NS-Rassegesetze.
Mit dem "Reichsbürgergesetz" und dem "Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre", die am 15. September 1935 in Nürnberg verabschiedet wurden, formulierte der NS-Staat seine Rassenideologie in Gesetzesform. Die Nürnberger Gesetze kodifizierten den diskriminerenden Sonderstatus jüdischer Deutscher, der in den folgenden Jahren kontinuierlich verschärft wurde und eine Stufe in der Eskalaltion hin zur Vernichtungspolitik während des Krieges markiert.
Am 80. Jahrestag der Verkündung sollen die Nürnberger Gesetze, die symbolische und juristische Bedeutung ebenso wie ihre Nachwirkungen in einer internationalen Konferenz diskutiert und dokumentiert werden. Der Bezug zum Tagungsort im Kammergericht wird durch den Umstand, dass der Alliierte Kontrollrat die Nürnberger Gesetze im September 1945 an selbiger Stelle für nichtig erklärte, dokumentiert.
Der Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz Heiko Maas wird die Tagung am 15. September 2015 um 11.00 Uhr mit einem Grußwort eröffnen. Es folgen am selben Tag ab 11.30 Panel I: "Vorgeschichte", ab 14.00 Uhr Panel II "Anfänge und Beschleunigung", ab 15.30 Uhr Panel III "Die Gesetze"; am 16.9.2015 ab 9.30 Uhr Panel IV "Europäische Dimension", ab 11.30 Uhr Panel V "Die Nürnberger Rassegesetze und die Wannseekonferenz", ab 14.30 Uhr Panel VI "Nach 1945".
Besonders hingewiesen sei auf die Abendveranstaltung am 15.9.2015, 18.30 Uhr- 20.00 Uhr, mit einem Vortrag von Prof. Dr. Rainer Schroeder zum Thema "Der Beitrag des Zivilrechts zur Etablierung des Dritten Reichs".
Um Anmeldung - ggf. unter Hinweis auf Anmeldung nur zu einzelnen Teilen der Veranstaltung - wird bis zum 4. September 2015 gebeten bei Frau Petra Bamberg, Institut für Zeitgeschichte München-Berlin, Email muenchen@ifz-muenchen.de.
- 2. Dezember 2015, 18.30 Uhr, Kammergericht, Präsidentenwohnung: Interne Weihnachtsfeier für Mitglieder und Begleitung; voraussichtlich Vortrag "E.T.A. Hoffmann" mit traditionellem Empfang und Buffet bei Kerzenschein